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Das Bengston-Wrixum-Jazz-OrchestraEs war schon ein ganz besonderer Tag im Februar 2016 als sich Carl Bengston und Wrixum Kalle am Strand von Nieblum, genauer gesagt am Goting Kliff, begegneten. Starker Wind trieb die Gischt vom Meer auf den schon im halbdunklen liegenden Küstenabschnitt. Möwengeschrei, der heulende Wind, gepaart mit den tosenden Wellen der Nordsee, ergaben eine Symphonie, genauer gesagt eine schräg tönende Jazz-Komposition. Wrixum Kalle, auf der Suche nach Strandgut und Bengston der sich zwecks Erholung in einem Sanatorium in Wyk aufhielt, stolperten fast zeitgleich, aus unterschiedlichen Richtungen kommend, über die Reste eines alten Wracks, das der Sturm an den Strand gespült hatte. Carl Bengston rappelte sich hoch und reichte Wrixum Kalle die Hand, um auch diesem wieder auf einen festen Stand auf dessen Füssen zu ermöglichen. Die darauf folgenden Stunden sollten zur Legende, und zum Zustandekommen einer der aussergewöhnlichsten Formationen der Jazz-Geschichte werden. Bengston und Wrixum Kalle, die sich auf Anhieb sympathisch waren, verabredeten sich für den gleichen Abend im Heimathafen in Wyk, bevor jeder seinen Weg in unterschiedlichen Richtungen fortsetzte. Jazz lag über der rauen Landschaft. Jazz peitschte über das Kliff. Jeder Möwenschiss wurde zu einer Komposition. Föhr wurde Jazz in dieser Nacht. Carl und Kalle trafen sich gegen neun Uhr am Abend. Der Heimathafen (eine Kneipe) war gut gefüllt, die üblichen Spezialisten am Tresen, eine schier überbrodelnde Gesellschaft junger Frauen, die einen Junggesellinnenabschied feierten, der ein oder andere Tourist, der noch ein paar Tage nach dem Bikebrennen der letzten Woche dran gehängt hatte, bevölkerten die gut geheizte Kneipe. Die beiden Männer kamen sich schnell näher, als sie zu beiderseitigen Erstaunen feststellten, dass sie Trommler sind. Percussionsten die, obwohl an den unterschiedlichsten Orten der Welt wohnend, die gleiche Liebe teilen, Jazz-Musik. Ein Glas nach dem anderen wurde heruntergespült. Ein jeder erzählte von seinen Freunden und den verschiedenen Bands, in denen man spielt oder gespielt hatte. Eins kam zum Anderen und vieles noch dazu. Die beiden Männer beschlossen, gemeinsam Musik zu machen, etwas Neues, noch nie da gewesenes, denn dieser Tag war einem Wunder gleich – einem Jazz-Wunder. Der Zufall wollte es, dass am Nachbartisch der beiden, Inka und Wolfgang - ein auf Föhr ansässiges Galeristen Ehepaar - sassen, die obwohl unüblich für beide noch einen Sundowner, um das wohlverdiente Wochenende einzuläuten. Da Carl und Wrixum Kalle sehr laut redeten, vom Alkohol beflügelt, war es nur allzu zwangsläufig, dass die beiden Tischnachbarn das Gespräch der beiden Musiker mühelos verfolgen konnten. Wrixum Kalle, ein seit Jahrzehnten allseits bekanntes Föhrer-Original, ist den beiden Witsumern natürlich bestens bekannt. Schnell sass man beieinander und machte Pläne. Ein Konzert mit einer neuen Band, dem Bengston Wrixum Jazz-Orchestra. Termin: 27.08.2016 in der Galerie Hedehusum/Föhr. Begossen, beschlossen, besiegelt und für gut befunden. Der letzte Manhattan und man trennte sich gut gelaunt. Föhr-Freude auf ein Konzert der Extra-Klasse liess die kleine Gruppe euphorisch auseinandergehen. Carl und Wrixum Kalle sollten eine Formation, nein, DIE Jazz-Formation zusammenstellen, welche die Welt noch nie gesehen, geschweige denn gehört hatte. Jazz lag über der Nacht am Wyker Hafen! Was in den darauffolgenden Tagen geschah ist nur mit Schicksal zu bezeichnen. Eine, nein zwei Tragödien, welche die Jazz-Welt erschüttern sollten, ereigneten sich kurz hintereinander. Am 3. März gegen 17.00 Uhr versank ein amerikanisches Passagierflugzeug in den Fluten des Atlantiks kurz vor Neufundland. An Bord der Amerikaner Carl Bengston, aus One-Hundered-Miles-House in Alaska, einer der Weltbesten Jazz-Trommler. Tödlich verunglückt - zwischen den Beinen seine Trommel. Einmal mehr hatte der Jazz Flügel bekommen / Todesflügel. Die Nachricht vom Tode Bengstons liess die Jazz-Welt erschüttert zurück. Auch im Inselboten auf Föhr war vom Unglück Carl's zu lesen. Wrixum Kalle las die Nachricht verzweifelt und tief bewegt. Sein neuer Freund, Wegefährte eines aussergewöhnlichen Zusammentreffens, dahingerafft, versunken in den Tiefen des Atlantiks. Vielleicht verschlungen, von einer gefrässigen Jazz-Krake. Wrixum Kalle war traurig, zerstört, und verzweifelt. Er machte sich auf den Weg, Goting-Kliff, der Ort ihres ersten Zusammentreffen war sein Ziel. Es war Freitag der 6. März, das Wetter noch scheussliger als vor wenigen Tagen, als sie sich hier das erste Mal begegneten. Kalle stand am Meer, hörte wieder diese eigenartigen Jazz-Töne, die sich aus Wind, Wasser Salz und der Feuchtigkeit der Luft zusammensetzten. Nebel zog auf. Jazz-Nebel. Man mag es glauben oder auch nicht! Wrixum Kalle wurde verschluckt – eingesogen von diesem äusserst selten auftretenden Jazz-Nebeln. Im Grau der Feuchtigkeit, verschwunden in der Nacht – Goting-Jazz. Er blieb verschwunden, tauchte niemals mehr auf – vielleicht vereint mit seinem Jazz-Freund Carl Bengston auf dem Grunde des Meeres. Wrixum Kalle wurde Anfang Juni für tot erklärt, nachdem der Strandvogt von Nieblum am ersten schönen Sommertage am Horizont, kurz vor Amrum muss es gewesen sein, ein riesengrosses, goldschimmerndes Schlagzeug erblickte, das eine wunderschön klingende Jazz-Melodie über die Weite des Meeres herüberspielte. Die ganze Insel, verstört – Föhr von geheimnisvollen Jazz-Nebeln heimgesucht, verseucht, die bereits beginnende Saison in Gefahr. Das Konzert am 27. August muss abgesagt werden. Am Mittag des 24. Juni's trifft Ulli Schmied, der in Schaffhausen lebende aus Nordfriesland stammende Bildhauer und Jazz-Poet auf der Insel ein. Eine Ausstellung soll vorbereitet werden. Man trifft sich bei Inka und Wolfgang in Witsum. Noch tief bewegt von den Ereignissen der letzten Wochen, erzählen die beiden von den Vorkommnissen auf dem Eiland vor der nordfriesischen Küste. Die Geschichte von Carl Bengston und Wrixum Kalle lassen den Poeten des Hammers – den Jazz-Schmied – nicht mehr los. Er reist am nächsten Tage ab – begibt sich in seine Höllenschmiede und lässt Carl und Kalle auferstehen, aus Stahl, aus Schrott, aus Jazz, aus Liebe. Er baut, er schweisst er schmiedet eine Formation – das Bengston Wrixum Jazz-Orchestra. Die Weggefährten der beiden Musiker – erfindet und erdenkt er gleich mit. Aussergewöhnliche Instrumentalisten, Persönlichkeiten der Jazz-Geschichte. Erstes Konzert: 27. August Galerie Hedehusum, 20:00 Uhr. Ausverkauft – das weiss ich nicht – es ist halt alles Jazz.
Das Bengston-Wrixum-Jazz-Orchestra besteht aus:
Mehr über das Bengston-Wrixum-Jazz-Orchestra gibt es unter www.shz.de zu lesen. |